Mahnwache für die Ukraine

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Mahnwache für die Ukraine

NFR Rödermark e.V
Veröffentlicht von NFR e.V. in Mitteilung · 18 April 2022
Als wir, das Netzwerk für Flüchtlinge Rödermark e.V., letztes Jahr unser 30jähriges Bestehen feierten, sagten wir, dass es viel besser wäre, wenn es uns nicht geben müsste, wenn die Menschen in ihrer Heimat bleiben und dort in Sicherheit und Frieden leben könnten. Aber schon bei dem Gedanken war uns klar, dass es diesen Zustand vermutlich nie geben wird.
 
 
Weshalb wir heute hier versammelt sind, ist leider wieder eine Bestätigung, dass es uns Menschen nicht gut gelingt, dieses Zusammenleben mit verschiedenen Nationen und Weltanschauungen friedlich miteinander zu verbinden.
 
 
Derzeit leben über 500 Geflüchtete in Rödermark, Menschen, die seit 2014 zu uns gekommen sind, die Krieg, Folter, Zwangsverheiratung, religiöser Verfolgung, Unruhen, Despoten, unregierbaren Staaten und manchmal einfach der nackten Not entkommen sind und bei uns um Asyl gebeten haben. Die Menschen in Rödermark haben in vorbildlicher Weise geholfen, ihnen hier so etwas wie eine neue Heimat zu geben. Ich erinnere an die große Spendenbereitschaft, als wir noch ein Spendenlager betrieben, an die großzügige Unterstützung dabei zu helfen, die Kinder einzuschulen, die Menschen, vor allem die Frauen, bei ihrem Gang zu Ärzten zu begleiten, 1001 und mehr Formulare auszufüllen, um soziale Leistungen zu erhalten und genau erinnere ich mich an ein 13seitiges Formular, das selbst wir Deutsche kaum verstanden, um vom Status der Gestattung oder Duldung in den Status der Asylberechtigen zu wechseln. Die Rödermärker haben nicht lange gefragt, sie haben gemacht. 170 Ehrenamtliche waren es 2016, die im Freundeskreis Flüchtlinge, der Ehrenamtsorganisation des Netzwerks für Flüchtlinge, geholfen haben.
 
 
Nun stehen wir wieder vor einer dramatischen Situation. 350 Menschen aus der Ukraine sollen Anfang April im Parkhotel Rödermark untergebracht werden, hatte Herr Rotter bei der letzten Mahnwache angekündigt. Zum Glück haben die Menschen sofort einen privaten Raum, werden verköstigt, sind unter sich und können erst einmal zur Ruhe kommen. Unsere drei Sozialarbeiter des Kreises Offenbach, die für Rödermark zuständig sind, werden sich um sie kümmern, was erste Orientierung und das Bürokratische betrifft. Und unsere Ehrenamtlichen werden so wie in den letzten Jahren und auch davor ihre Hilfe anbieten, wenn es um das tägliche Leben geht. So genau, wie das ablaufen wird, wissen wir noch nicht. Wir werden es aber schaffen, wie Herr Rotter letzten Sonntag sagte. Da sind wir uns sicher.
 
 
Ich bin sehr froh und außerordentlich dankbar, in Rödermark eine Stadt gefunden zu haben – ich selbst wohne seit knapp 25 Jahren hier -, auf die ich sehr stolz bin. Und vor allem finde ich in den Rödermärker Menschen, die auf sich stolz sein können. Wir haben in den letzten 8 Jahren, als hier plötzlich fremde Gesichter, dunkelhäutige Menschen, Leute, die keinen Postkasten kannten und keine Mülltrennung, die mit unserer deutschen Genauigkeit nichts anfangen konnten und dann doch froh waren, sich daran orientieren zu können immer nur Unterstützung oder auch manchmal distanziertes Verhalten erlebt, aber keine Ablehnung und keinen offenen Rassismus. Darüber bin ich persönlich sehr froh und für den Verein bedeutet es ein großes Zeichen, dass unsere Arbeit ankommt. Auch von den bereits hier lebenden Geflüchteten kommt sehr viel Anteilnahme an dem Schicksal der Menschen aus der Ukraine und auch schon tatkräftige Hilfe. Viele von ihnen wissen, wie sich Krieg anfühlt und alle wissen, was es bedeutet, sich auf die Flucht zu begeben.
 
 
Einer der Gründe, warum uns das Schicksal der Menschen aus der Ukraine so sehr betroffen macht ist, dass dieser Krieg, diese brutale Vernichtung von Menschen und Objekten fast direkt vor unserer Haustür stattfindet. Die Ukrainer sind uns geographisch und damit auch kulturell näher als viele der bisher zu uns gekommenen Geflüchteten. Für diese war es viel schwerer, sich bei uns zurechtzufinden. Die aktuelle Not ist wie ein Feuer, das es unmittelbar zu löschen gilt und das ist wichtig und gut. Darüber hinaus dürfen wir aber die Menschen, die von viel weiter her bei uns angekommen sind, nicht vergessen.
 
Wir sind eine Welt, eine Menschheit. Und es ist schön, diese Solidarität hier und heute zu erfahren, aber auch zu wissen, dass wir den Menschen, die auf der Flucht und in Not sind, weiterhin helfen werden, egal woher sie kommen.
 
 
In eigener Sache darf ich Sie aufrufen, uns nicht nur finanziell, sondern auch tatkräftig zu unterstützen. Wir, das Netzwerk für Flüchtlinge Rödermark e.V., kurz NFR, werden ganz sicher wieder im Alltag Unterstützung benötigen und manchmal aber auch Begleitung für die Menschen, um dem Alltag zu entfliehen. Wenn Sie dazu beitragen möchten, melden Sie sich bei uns über unsere Homepage oder auch über die Stadt. Heute sind auch viele Ehrenamtliche und Mitglieder vom Netzwerk für Flüchtlinge hier. Haltet mal Euren Arm hoch. Da können Sie auch gleich Kontakt aufnehmen und uns Ihren Namen und eine Telefonnummer geben. Sie finden uns.
 
 
Danke!
 
 
Brigitte Speidel-Frey 1. Vorsitzende Netzwerk für Flüchtlinge Rödermark e.V.


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